Ich öffnete die Tür, die sich in der Nähe der Stelle befand,
an dem uns das Portal wieder ausgespuckt hatte und der Gestank der uns
auf einmal entgegenflog war unglaublich. Es hatte das Aroma von einer
Kanalisation, verfaulten Lebensmitteln und Verwesung gleichzeitig.
Gleich ein paar Meter hinter der Tür hatten sich eine Handvoll Lumpensammler
und Knochenbrecher versammelt, die sich miteinander angeregt unterhielten
und sich an dem Gestank nicht zu stören schienen. Einer der Lumpensammler,
er war offensichtlich schlechter Laune, drehte sich um und schritt auf
uns zu. "Was willst du hier ?", zischte er mich an. Ich sagte
ihm, ich suche nach Pharod, doch das schien ihn nur noch wütender
zu machen und er spuckte vor meine Füße. Ich machte einen Schritt
auf ihn zu und flüsterte: "Leichen zu sammeln bevor sie tot
sind, ist ein sicherer Weg um mit der "Dame" Bekanntschaft zu
machen". Er blickte verdutzt auf und musterte mich von oben bis unten,
und tatsächlich sah es so aus, als ob er sich an mich erinnern würde.
Der Lumpensammler wirkte jetzt sichtlich ruhiger und deutete uns mit einem
Kopfnicken, dass wir weitergehen sollten. "Passt auf, hier unten
stecken sie einen zuerst ins Totenbuch, bevor sie sich mit ihm unterhalten."
rief er mir zu und widmete anschließend seine Aufmerksamkeit wieder
seinen Kameraden.
Wir gingen etwas tiefer in die Höhle, dessen Boden aus Stein und
Wände aus Müll waren.
An einem dieser Müllberge, lehnte ein großes Regal dass ich
näher untersuchen wollte. Ich fand dabei ein paar Bandagen und einen
Balsamierungsarmreif, den wohl ein Lumpensammler hier verloren hatte.
Direkt gegenüber des Regals, gabelte sich der Weg in eine schmale
und eine breite Gasse. Ich entschied mich zuerst für den schmalen
Weg, den wir solange entlang gingen bis wir an dessen Ende, in einen großen
Raum gelangten. In diesem Raum waren auch drei nicht sonderlich intelligent
dreinblickende Gestalten, die ohne zu zögern ihre Waffen zückten
und auf uns lossprangen. Der Vorderste von ihnen grinste hämisch
und knurrte etwas von "Klimper", doch kam er nicht dazu den
Satz zu Ende zu sprechen, denn noch im selben Moment hatte er Dak'kon's
Klinge im Hals stecken.
Seine beiden Kumpanen folgten ihm nur kurze Zeit später, ins Totenbuch
nach.
Nach diesem Kampf, bei dem weder Morte, Dak'kon oder ich ernsthaft zu
Schaden kamen,
untersuchte ich den Raum in dem wir uns befanden. In einer Kiste fand
ich einen Dolch,
einen Schädelrattentalisman, einige Bandagen und etwas Klimper, die
wohl unseren
übermütigen Angreifern gehört hatten.
Wir sahen uns weiter in dem Müllabyrinth um, aber außer dem
einen oder anderen Scharmützel, passierte nichts nennenswertes. Wieder
zurück an der Weggabelung,
nahmen wir uns den breiten Gang vor. Hinter einer Ecke liefen uns drei
weitere Schläger
über den Weg, die ebenfalls nicht an einem Plausch interessiert waren
und ins Totenbuch gesteckt wurden. Eine der Leichen hatte einen Schädelrattenschwanz
bei sich, den ich natürlich an mich nahm. Nur ein paar Meter entfernt
spazierten wir in eine Art Halle, in der sich einige Einheimische versammelt
hatten. Zu meiner Überraschung wurden wir von ihnen auf einmal angegriffen.
Dieser Kampf war etwas anstrengender, aber auch er war nicht von langer
Dauer.
Was ich nur nicht verstehen konnte war das "Warum". Warum griffen
uns einfache Bewohner an?
Ich beschloss daraufhin diese Halle näher zu begutachten, während
Dak'kon und Morte die Taschen der Leichen ausräumten, aber ich konnte
nichts außergewöhnliches finden.
Ich wollte mich schon in Richtung Morte und Dak'kon aufmachen, die am
Eingang der Halle schon warteten, als ich an einer seltsamen dreieckigen
Konstruktion vorbei ging.
Urplötzlich und mit einem lauten Geräusch, das sich fast so
anhörte wie ein Schrei, öffnete sich ein Portal inmitten dieses
Konstrukts.
War das vielleicht der Grund für die Aggression der Bewohner ? Haben
sie dieses Portal bewacht und aufgepasst dass niemand hindurchgeht ? Oder
haben sie darauf geschaut
dass nichts herauskommt ?
Ich rief Morte und Dak'kon herbei und wir machten uns bereit, um durch
das Portal zu gehen.
Wir sprangen durch das Portal und standen in der nächsten Sekunde
in einer Ansammlung von Ratten, die völlig verschreckt davonliefen
und sich an einer Mauer zusammenrotteten.
Ich verlor keine Zeit und attackierte die kleinen Biester, da ich den
Verdacht hatte dass es
sich um Schädelratten handeln könnte, die in größeren
Gruppen sehr mächtig und gefährlich sind.
Leider wurde meine Vermutung sehr schnell bestätigt. Noch bevor ich
dazu kam die erste Ratte zu zertreten, schoss ein blauer Zylinder in meine
Richtung und bohrte sich in meine Eingeweide. Es war ein Gefühl als
ob meine Gedärme einfrieren würden, ein fast unerträglicher
Schmerz. In der Zwischenzeit hatten Morte und Dak'kon die Initiative ergriffen
und konnten durch mein unfreiwilliges Ablenkungsmanöver, einige Ratten
aus dem Verkehr ziehen. Wir versuchten so schnell und so viele Schädelratten
wie möglich zu töten, damit sich ihr Kollektiv auflöst
und sie so keine Gelegenheit mehr hätten, Zauber gegen uns auszusprechen.
Leider waren wir nicht schnell genug und so fasste diesmal Dak'kon die
Wirkung des Zauberspruchs aus. Er sah verwirrt aus, fing' an zu taumeln
und schlug mit seinem Schwert wild um sich. Offenbar konnte er nichts
mehr sehen, was aber letztendlich kein allzu großes Problem war,
da Morte und ich die restlichen Ratten alleine erledigen konnten. Dieser
Kampf hatte uns mehr Probleme gemacht , als uns lieb war und dementsprechend
gezeichnet sahen wir aus.
Ich durchsuchte den kleinen Raum in dem wir uns befanden und entdeckte
in einer Kiste eine Keule eine magische Schriftrolle, einen seltsamen
Silberrahmen und etwas Klimper.
Nachdem wir unsere Wunden verbunden hatten, erforschten wir die Müllgänge
weiter und erreichten schließlich einen Ort, der so aussah als ob
er einmal ein Kellergewölbe eines Gebäudes gewesen wäre.
Eine riesige Bronzeglocke ragte zur Hälfte aus einer der Mauern,
während die andere Hälfte im Stein verwachsen war.
Ein gutes Dutzend Knochenbrecher und ähnlicher Gesellen lungerten
hier herum und soffen anscheinend um die Wette. Ein riesiger glatzköpfiger
Kerl, er hieß Bish, erblickte uns und
lief auf mich zu. "Wie ist dein Name ?", fragte er. Ich sagte
ihm mein Name sei Adahn, was ihn sichtlich ins grübeln brachte. "Ich
kenne dich nicht und ich weiß auch nichts von einem Adahn der hierher
kommen soll.", schnauzte er mich an und ließ seine Hand langsam
zu seiner Waffe tasten. Ich grinste ihn an und sagte "Vielleicht
ist Pharod's vertrauen zu dir, doch nicht so groß, wie du vielleicht
denkst.". Bish's Augen fingen an zu funkeln und er schnaubte empört
auf. Ich machte mich schon bereit ihn anzugreifen, doch da steckte er
seine Waffe wieder ein. "Verschwindet hier", zischt er mir zu
und deutete zu einer Falltür am Ende des Gewölbes. Ein wenig
überrascht und auch froh das es nicht zum Kampf gekommen war,
machte ich mich auf den Weg zu dieser Falltür. Nicht dass ich ein
kleines Gemetzel gescheut hätte, aber ich sollte wenn möglich
meine Energien für ernsthafte Kämpfe aufsparen und sie nicht
an so eine Schlägertruppe verschwenden.
Unten angekommen folgten wir dem Weg bergab und kamen, was ich kaum glauben
konnte,
in eine Stadt. Eine Stadt mitten unter Tonnen von Müllbergen in der
es fast mehr Leben gab
als im Stock selbst. Wir marschierten bis zu einem Haus dass ein wenig
windschief dazustehen schien und deplaziert wirkte, als ob es gar nicht
hierher gehört. Ich beschloss nachzusehen wer in diesem Haus wohnte,
jedoch nicht ohne die Kisten und Fässer die hier herumstanden, nach
etwas brauchbarem zu durchstöbern. Ich fand dabei ein Fausteisen,
ein paar Kupferstücke und eine Nadel.
Als ich die Tür öffnete, erschlug uns ein bestialischer Gestank,
bei dem sogar Leichen das
Weite gesucht hätten. Dak'kon's Gesicht wurde noch gelber als es
ohnehin schon war,
während Morte eher amüsiert wirkte. Wahrscheinlich konnte er
gar nichts mehr riechen.
Wir sahen einige Meter hinter der Tür einen Keller, dessen Boden
aus Stein und Sand
war. Als wir etwas näher kamen konnte ich zwei Tische sehen. Auf
dem einen lag eine Leiche und eine alte Frau schien an ihr herumzuwerken.
Die Alte bemerkte uns nicht und so konnte ich mich noch ein wenig umsehen.
Dabei entdeckte ich die Ursache für den üblen Gestank.
Eine Wanne voll mit teilweise verwesten Körperteilen stand an der
Wand im Norden dieses Raumes. In einer anderen Ecke lag ein ganzer Haufen
weiterer Körperteile, die dort verrotteten. Es sah aus wie ein menschliches
Ersatzteillager in dem man Köpfe, Arme, Beine,
Gehirne und Eingeweide finden konnte.
Ich näherte mich der alten Frau und begrüßte sie. Die
jedoch schien mich nicht zu hören und bearbeitete die Leiche weiter.
"Was machst du da ?", fragte ich ein wenig lauter. Die Alte
zuckte erschrocken zusammen und schimpfte wie wild auf den verfaulten
Fleisch- und Knochenhaufen auf ihrem Tisch los. "Ich bin hier drüben!",
rief ich ihr zu. Sie drehte sich zu mir um und murmelte etwas vor sich
hin. Sie sagte , sie sei Martha die Näherin. Martha erzählte
mir, dass sie die Leichen ausnimmt, bevor die Lumpensammler sie an die
Staubmenschen verkaufen und das Pharod sie beauftragt hätte dies
zu tun.
Ich weiß nicht wie ich darauf kam, aber da Martha Leichen ausnahm,
fragte ich sie
ob sie nicht in meinen Eingeweiden etwas suchen könnte. Was genau,
wusste ich allerdings
noch selbst nicht. Sie zuckte mit den Achseln und deutete mir, mich auf
den Tisch zu legen.
Morte murmelte höhnisch etwas von "Hohlkopf" , aber ich
hörte ihm nicht zu. Stattdessen
legte ich mich auf den Tisch und ließ Martha ihre Arbeit machen.
Ich kann nicht sagen dass
es ein angenehmes Gefühl war, als Martha mit ihren schmutzigen Händen
in mir herumwühlte, eher im Gegenteil, es war äußerst
schmerzhaft. Letztendlich aber, fand sie einen Ring in meinem Körper,
den sie zusammen mit einer Handvoll meiner Gedärme auf den Tisch
warf. Ich betrachtete den Ring etwas genauer, jedoch hatte ich keine Ahnung,
wessen Ring das ist und wie er in meine Innereien kam schon gar nicht.
Völlig erschöpft von Martha's Eingriff, fragte ich sie ob ich
mich hier ein wenig ausruhen könnte, was Dak'kon sichtlich schockierte.
Ich war zwar ebenso wenig von der Idee begeistert, in diesem stinkenden
Loch zu übernachten, aber ich war viel zu erledigt um mich nach einem
anderen Rastplatz umzusehen. Martha deutete mit einem Kopfnicken in Richtung
des verwesten Leihenhaufens an der Mauer, ohne mich dabei anzusehen. Wir
zogen es aber dann vor, auf der anderen Seite des Kellers zu rasten, denn
sogar Morte schien nicht gewillt zu sein neben ein paar Gehirnen, Gedärmen
und Köpfen, wieder aufzuwachen.
Am nächsten Morgen wachte ich durch ein dumpfes Geräusch wieder
auf. Als ich aufblickte
sah ich, das Martha eine neue Leiche auf ihren Tisch gehievt hatte. Ich
fragte mich ob ich überhaupt geschlafen hatte. Martha bemerkte dass
ich wach war und lächelte mich
mit ihren schwarz-braunen Zähnen an. Ich winkte ihr ein wenig schüchtern
und verschlafen zu und machte mich anschließend daran meine Gefährten
zu wecken.
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